Vor nicht allzu langer Zeit habe ich ein Training „Führen und motivieren mit Humor“ bei einer
Organisation gegeben, die mehrere ebenfalls sehr große Unternehmen unter
ihrem Dach versammelt. Die Teilnehmer waren Chef- und Oberärzte der
dortigen Kliniken, eine Sexualmedizinerin, ein Psychiater und mehrere
Manager des öffentlichen Nahverkehrs. Die Zusammensetzung verdiente also
den Namen heterogen. Es handelte sich um 12 Männer und 2 Frauen. Oberes
Management eben.
Nun haben Männer und Frauen einen sehr
unterschiedlichen Humor. Männer benutzen den ihren oft, um ihre
Überlegenheit und ihren Status zu dokumentieren. Frauen den ihren, um
Verbindungen zu schaffen. Dementsprechend haben Männer mehr Angst, mit
Humor zu arbeiten als Frauen. Sie, die Männer, fürchten ihren Status zu
beschädigen. Frauen fürchten das weniger. Und nicht nur, weil, wie böse
Zungen behaupten, sie gar keinen Status zu verlieren haben. In erster
Linie, empfinden Frauen Humor eher als integrierend.
Den Humor,
den wir als Kommunikations- und Motivationsstrategie brauchen, ist
allerdings weder weiblich noch männlich. Er vereint die Qualitäten
beider Humorarten. Er ist verbindend, aber dennoch führend, provokativ
und immer wertschätzend. Das nur zur Erinnerung. Zwei Wochen sind eine
lange Zeit.
Auch bei diesem Training hatten natürlich alle anfangs
Befürchtungen, aus sich heraus zu kommen. Und mit Humor zu arbeiten.
Ich verstehe es als meine vornehmste Aufgabe, den Teilnehmern das
Vertrauen zu sich und zu mir zu geben, ihr Humorpotenzial zu entwickeln.
Denn ohne das eigene Humorpotenzial kann man natürlich nicht humorvoll
mit Mitarbeitern und Kunden umgehen. Waschen ohne nass zu werden,
funktioniert auch nicht.
Ein Humorprinzip möchte ich Ihnen gerne
vorstellen: Die perfekte Unvollkommenheit. Sie beruht auf der
Einstellung, den Anspruch 100% perfekt sein müssen, aufzugeben. Wer
Ziele verfolgt, die er nicht erreichen kann, weil sie dem Mensch-Sein
widersprechen, kann nur scheitern.
Ich rede hier nicht wider guter
Leistung. Das hätte nicht nur bei Ärzten böse Folgen. Es geht darum zu
wissen, was man sich selbst zumuten kann. Seine Bedürfnisse und
Emotionen in das eigene (Berufs-)Leben zu integrieren. Fehlertolerant
sich selbst und anderen gegenüber zu sein. Fehler sind Wege zum Ziel.
Wir
haben zum Thema „perfekte Unvollkommenheit“ einige Übungen
durchgeführt. Ich stelle Sie Ihnen vor, in der Hoffnung, dass Sie sie
einmal für sich nachmachen:
1. Die Teilnehmer erzählten, was Sie im Beruf besonders gut können und was Sie für Ihren Beruf qualifiziert. Das war einfach.
2.
Die Teilnehmer erzählten, was sie leider in ihrem Beruf gar nicht gut
können. Das war schon schwieriger. Ich habe es schon einmal erlebt, dass
ein Mann sagte, er könne ganz schlecht ein Unterseeboot steuern. Er war
Controller!
3. Dann sollten die Teilnehmer ihre berufliche
Biografie als positiv darstellen, aber aus Sicht ihrer Schwächen und
ihres partiellen Scheiterns. (Das haben wir alle, das partielle
Scheitern. Ich versage völlig in Mathematik. Und noch einigen anderen
Dingen.) Sie hatten 10 Minuten Zeit zur Vorbereitung und hielten dann
einen humorvollen Vortrag.
So entstanden 14 anrührende, ehrliche
und humorvolle Biografien. Und danach enterten wir die Kantine des
dortigen Rathauses, mit roten Nasen. Es war unglaublich.
Versuchen Sie es doch auch einmal! Das Prinzip der perfekten Unvollkommenheit.
In diesem Sinne. Erfolg lacht!
Ihre Jumi Vogler
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