Ich komme gerade aus dem Urlaub! Und siehe da, die Welt hat sich nicht geändert! Das Leben nimmt wieder seinen normalen
Lauf. Und das heißt: Der Kampf geht weiter. Der Kampf mit den Tücken des
Alltags. Zu den Tücken des Alltags gehört es, sich den immerwährenden
und neuen Herausforderungen zu stellen.
Das kann man sehr unterschiedlich anfangen. Zum Beispiel sehr
verbissen, auf Wettbewerb gepolt, mit Perfektionismus und unerbittlichem
Ehrgeiz. Denn nur einer kann gewinnen! Siegen ist Pflicht! Sie kennen
sicherlich diese Einstellung, sie gilt gemeinhin als wünschenswerte
Erfolgsmentalität.
Während ich dies schreibe, ermüde ich schon vor mich hin. Denn diese
sogenannte Erfolgsmentalität langweilt mich zu Tode. Sie ist so
verkrampft, so wenig intelligent, so uninspiriert und manchmal sogar
gefährlich. Vor allem aber ist sie eine Ideologie. Und Menschen mit
Humor fallen nicht so leicht auf Ideologien und Mythen herein!
Aber auch sie müssen sich ihren Herausforderungen stellen. Sich
durchsetzen, um die eigenen Ziele zu erreichen. Aber wie geht das? Ohne
Siegermentalität? Nun, zum Beispiel mit Intelligenz und Empathie. Sie
schütteln den Kopf? Dann staunen Sie bei folgender Geschichte: Ein
junger Mann besaß zwei wilde, unkastrierte Rottweiler-Rüden, seine
brandneue Freundin einen unkastrierten Yorkshire Terrier-Rüden – mit
Rückendeckchen. Schon nach kurzer Zeit wollte der junge Mann sich
trennen … von seiner Freundin und seinen Rottweilern. Er befand sich
nämlich in einer ernstzunehmenden Sinnkrise. Sei Thema hieß: „Wann ist
ein Mann ein Mann?“ Warum? Weil sich seine beiden unkastrierten
Rottweiler-Rüden namens Zorro und Wotan sofort dem kleinen Yorkshire
Terrier-Rüden namens Bennie unterworfen hatten. Ohne Kampf. Sie lagen
auf dem Rücken und leckten ihm das Mäulchen. Herrchen war fertig mit der
Welt.
Das glauben Sie nicht? Doch, so war es. (Die Geschichte habe ich vom
Hundetrainer Martin Rütter.) Der Yorkshire war der deutlich
intelligentere und empathischere Hund. Und hatte einen viel näheren
Bezug zur Ressource Mensch. Und deswegen zur Ressource Futter. Das
machte ihn zum Rudelführer. Die Rottweiler erkannten seine Intelligenz
und seine Fähigkeiten an. Durch ihre Unterordnung hofften sie, ebenfalls
Zugang zu beidem zu bekommen. So wird man zur Führungspersönlichkeit!
Wie aber schafft man das mit Humor? Zugegebenermaßen besitzen Hunde
keinen Humor. Empathie und Intelligenz schon. Und die sind schon mal die
Grundlagen für Humor. Dazu trainiere man noch seine
Kommunikationsfähigkeiten, seine Schlagfertigkeit und natürlich seinen
Mut, originelle Wege zu gehen, um an das Ziel zu erreichen. Das Ganze
gepaart mit Wertschätzung für sich und andere. Hört sich schwer an? Das
alles kann man lernen! Wirklich! Denn Humortrainings vermitteln
Menschen die Eigenschaften, die humorvolle Menschen per se haben:
Kreativität, Kommunikationsfähigkeiten, Phantasie, Empathie,
Kommunikationspsychologie, Mut, Spaß mitzureißen, zu überzeugen, sich
durchzusetzen, zu führen.
Zum Beispiel so: Angenommen Sie – egal ob Mann oder Frau – werden
zum Teamleiter befördert – als junger Mensch. Das Team aber besteht aus
lauter älteren Männern. Sie merken die Verstimmung und die Konkurrenz
und begegnen ihr einfach mit größtmöglicher Offenheit und einem starken
Lächeln (Zähne zeigen!). Vor allem aber brechen Sie das Schweige-Tabu
und sprechen aus, was die anderen denken. Das wird als
durchsetzungsfähig gewertet: „Ich kann Sie verstehen, an Ihrer Stelle
wäre ich ganz schön sauer, wenn ein so junger Spund mir vor die Nase
gesetzt würde. Das Problem ist, da sitze ich nun. Wir können es drehen
und wenden, wie wir wollen. Die Situation bleibt wie sie ist. Wir werden
also miteinander arbeiten. Wenn‘s nach mir geht, ziemlich entspannt.
Wir können eine Menge voneinander lernen. Zum Beispiel wie man
Generationenkonflikte beendet.“ Die richtige Mischung aus Gefühl und
Schärfe ist das Geheimnis.
Bei eine großen Automobilbauer arbeitete ich einmal mit einem
Ausbilderteam … mit nur Männer damals. Da es um das Thema „Lean
Management“ ging, musste sich die Herren mit folgender Situation
herumschlagen: Es gab keinen Abteilungsleiter mehr. Keinen Chef. Alle
sollten gleichberechtigt sein. Ein Team. Niemand wusste, wer der Derrick
und wer der Harry war. Und das in Deutschland! Eine Katastrophe! Nichts
ging mehr. Die Teammitglieder hatten sich furchtbar in den Flicken, vor
allem zwei Kollege kamen mit der „führerlosen“ Situation nicht klar.
Nach drei Stunden Coachings ohne Ergebnis schickte ich die beiden
Streithähne, die das gesamte Team lahmgelegt hatten, mit folgenden
Worten aus dem Raum: „So, meine Herren, Sie haben zwei Stunden Zeit. Sie
gehen jetzt raus und kämpfen es aus wie Männer. Prügeln Sie sich. Das
ist eine Anweisung. Wir haben hier einen Erste-Hilfe-Kasten. Jetzt!“
Die beiden dachten, sie hörten schlecht. Aber ich blieb hart. Also
gingen sie. Natürlich haben sie sich nicht verprügelt. Aber sie
sprachen das erste Mal miteinander ernsthaft über ihre Konflikte. Als
sie wieder hereinkamen, wurde es doch noch ein gelungenes Teamcoaching.
Achtung! Solche Interaktionen basieren auf Wertschätzung. Wer sie benutzt, um den eigenen Status zu erhöhen, wird scheitern.
Durchsetzung mit Humor ist außerordentlich erfolgreich. Es bedeutet
Provokation und paradoxe Interventionen lösungsorientiert einzusetzen.
Und die gute Nachricht: Auch das kann man lernen!
Wer wollen Sie also sein: Rottweiler auf dem Rücken? Oder Yorkshire
Terrier auf dem Arm bei Frauchen, der Ihnen sagt, wo es lang geht. Let
the dogs out!
Erfolg lacht!
Jumi Vogler
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