Montag, 14. Januar 2013

Wer führt, muss begeistern!


Als ich ein kleines Mädchen war, kam mein Vater zu der Überzeugung, dass ich Klavierspielen können sollte. Das würde meine Fähigkeiten als Ehefrau und Dame der Gesellschaft, so der Plan, erheblich steigern. Dass ich wenig Begeisterung dafür aufbrachte, störte meinen Vater nicht weiter.

Sein Plan hat nicht funktioniert. Und das lag eindeutig an seinen schlechten Führungskompetenzen. Allerdings hätte niemand jemals gewagt, es ihm zu sagen. Es war der Führungsstil von Menschen, die zwei Weltkriege erlebt hatten, und ist ein Führungsstil, der oft noch heute für den erfolgsversprechendsten gehalten wird.
Trotz vieler Studien und Beweise, die belegen, dass dieser Führugnsstil mittelfristig und nachhaltig keine Erfolge und keine Spitzenleistungen bei Mitarbeitern bewirkt.

Der Führungsstil hieß: Führung mit Härte!

Ein schwerer Fehler. Allerdings hatte ich keine Wahl. Also malträtierte ich das Klavier zum Ebenholzerweichen.
Die Klavierlehrer, die ich verschliss, waren von folgender Sorte: In irgendeiner Form nicht mehr dazu in der Lage, auf dem Arbeitsmarkt der 60er Jahre Fuss zu fassen (Sie waren durchweg ältere Männer) mit einem ähnliche Prinzip wie mein Vater.
Wenn ich damals überhaupt ein Interesse daran hatte, Klavier zu spielen, dann daran, die  Pop- und Rocksongs meiner Zeit zu erlernen. Selbstverständlich war das streng verboten. Für meinen Vater wäre das der Beginn der Verrohung der Sitten und der Anarchie gewesen.
Die Folge davon war eine Tochter, die das Klavierspielen hasste und sich zunehmend sich für eine Versagerin hielt. Was sich eindeutig auf meine Leistung niederschlug. Und auf mein Lebensgefühl. Ich war ein ziemlich trauriges Kind. Denn ich hatte keine Chance, erfolgreich zu sein.
(Manchmal frage ich mich, ob das nicht der wahre Grund ist, der hinter solchen Führungstilen steckt: "Mitarbeiter" zu Misserfolgen zu führen, um selbst als Nr.1 glänzen zu können.)


Eines Tages bekam ich eine neue Klavierlehrerin. Sie machte diesen Beruf nicht aus Not. Sondern aus Berufung. Sie war Pianistin und Schülerin des damals weltbekannten Pianisten Claudio Arrau. Sie war begeistert. Von Musik. Und trat selbst als Pianistin auf. Erfolgreich. Sie war begeisternd.
Durchaus fordernd, aber auch menschlich und ließ Nähe zu. Ich musste viel üben, aber sie schenkte mir ihr Gehör, auch bei meinen Nöten.
Nach nur kurzer Zeit spielte ich auf kleinen öffentlichen Veranstaltungen, die sie arrangierte. Und nach und nach spielte ich sogar als Solopianistin mit Orchester.

Wie habe ich damals diese Frau verehrt und bewundert! Ich wollte ihr gefallen. Sie gab mir meine Motivation zurück. Obwohl ich eigentlich gar nicht Klavier spielen wollte. Und obwohl ich, ehrlich, nur mäßiges Talent dafür besitze. Sie war in jeder Hinsicht mein Vorbild. Künstlerisch, menschlich, als Lehrerin, in ihrer akribischen Art zu lernen und zu lehren, in ihrem Führunspotenzial.

Ich spiele schon lange kein Klavier mehr. Ich bin auf der Bühne und halte Vorträge und gebe Seminare und Coachings. Aber diese Frau habe ich nie vergessen. Und viel gelernt zum Thema Führung und Begeisterung. Denn ich will meine Zuhörer, Klienten, Teilnehmer begeistern.
Von sich selbst. Und von dem Thema. 
Führung funktioniert nach dem Vorbildprinzip. Das ist die größte Qualität von Führungskräften. Von erfolgreichen Führungskräften!
Übrigens: Führung mit Begeisterung kann man lernen.
Es bedeutet, seine Sozialkompetenz, seine Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln. Dann wird aus Führung Spitzenführung.

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