Dienstag, 28. Oktober 2014

Paradigmentwechsel! Vom Umdenken der Kriegskinder-Manager, von wertschätzender Führung und gesunden Unternehmen

Wertschätzende Führung bedeutet gesunde Unternehmen.

Im letzten Post habe ich die Studie der INQA - Initiative Neue Qualität der Arbeit - vorgestellt, nach der 79% aller Führungskräfte dringend eine neue Führungskultur fordern. Auch Thomas Sattelberger, ehemals Telekom und Continental, sieht endlich Diskussionen  in den Führungsetagen über eine deutlich menschlichere Führungskultur. Eine Führungskultur, die mit Wertschätzung motiviert, auf Selbstbestimmung, Transparenz und Vertrauenskultur setzt. Weg von Linienhierarchien und der Fokussierung auf reines puren Effizienz- und Renditedenken.
Die Gründe für den Wechsel, der bisher laut Aussagen der FKs, bei den meisten Unternehmen erst in Ansätze existiert, bei einigen zu 50% vollzogen worden ist, sind natürlich nicht altruistisch. Sie kommen aus zwei Richtungen:

1. Die alte, tradierte deutsche Führungskultur  folgt einer Definition aus dem Jahrhundert zweier Weltkriege. Die meisten Manager sind Söhne (und sehr wenige, Töchter) einer Kriegsgeneration, die Führung als einen notwendigen Zwang gegenüber per se unwilligen und renitenten Menschen sieht. Und Erfolg rein ökonomisch misst. Sie wird mit ihren Linienhierarchien, Kontrolle, der Fokussierung auf Profitmaximierung und "Humankapital", gekoppelt also an ein negatives Menschenbild, der Komplexität der Märkte nicht mehr gerecht. Unternehmen, die sich nicht verändern, verlieren ihre Wettbewerbsfähigkeit.

2. Durch die nicht auf Menschen und damit menschliche Bedürfnisse ausgerichtete Führung und  Arbeitskultur, die topdown auf Wettbewerb innerhalb der Belegschaft inklusive der FKs setzt, schafft Bedingungen, die hohe Fehlzeiten wegen physischen und psychischen Krankheiten, Demotivation und innere Kündigung zur logischen Folge haben.
Diese Fehlzeiten und innere Kündigung kosten die Unternehmen Milliarden.
 (Man hat übrigens herausgefunden, dass Menschen sehr wohl Stress, auch über einen längeren Zeitraum,  besser ertragen, wenn ihre Arbeit wertgeschätzt wird, wenn sie Unterstützung von Kollegen und Führungskräften erhalten!)


Um wertschätzend führen zu können,  muss sich also das Menschenbild ändern. Führungskräfte werden sich in Zukunft mit sich selbst, ihren Haltungen gegenüber Menschen hinaus gehen, wie  Persönlichkeitsentwicklung, Emotionale Intelligenz, Empathie, Resilienz, gesunde Führung, Diversität, Emanzipation, Psychologie, Nachhaltigkeit, gesundes Wachstum, die Verbundenheit von Unternehmen mit gesellschaftlichen Bedürfnissen. 
Die 79% der befragten Führungskräfte der INQA-Studie glauben, dass in Zukunft Reflexion und Coaching zur unmittelbaren Führungsfunktion gehört.

Simple, but not easy!

Denn offensichtlich sind Themen wie Wertschätzung, Lob, Anerkennung, Selbstbestimmung, Autonomie, Verbundenheit in der Wirtschaft immer noch so fremd, dass sie eingeübt werden müssen. Und das, obwohl die meisten FKs als Eltern wissen, wie Menschen am besten lernen. Und etwas leisten. Denn Menschen bringen gerne Leistung. Wenn sie den Sinn sehen und es ihnen Spaß macht.
Spaß an der Leistung ist ein sehr großer Motivationsfaktor. In Deutschland ist das Wort "Spaß" oder "Freude" im Zusammenhang mit Arbeit, Geld, Wirtschaft ein Tabu gewesen. Dennoch beginnt jetzt der Transfer in die Unternehmen.

Prof.  Dr. Peter Kruse, GF der nextpractice GmbH: "Die kritisierte Renditefixierung der aktuellen Führungspraxis hat in den Wertevorstellungen der befragten Führungskräfte längst ihre Vormachtstellung eingebüßt. Die Bereitschaft, sich auf einen gemeinsame Entwicklungsweg einzulassen, ist groß. Noch fehlt es dem Zukunftsbild zwar an konkreter Ausgestaltung. Aber die Datenlage zeigt deutlich, dass die Chancen für einen intensiven gemeinsamen Diskursprozess zur Neudefinition von "guter" Führung groß sind."

Schade, dass  Nicolas Berggruen so fixiert auf Rendite-und Profitmaximierung war. Die Mitarbeiter von Karstadt wären sicher gerne wertschätzend geführt worden. Sie würden heute in einem gesunden Konzern arbeiten.

Jumi Vogler

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Vom Paradigmenwechsel der Führungskultur, INQA,Thomas Sattelberger und Kassandra!

Ich beschäftige mich schon seit Jahren, natürlich, mit Führungsstrategien. Ich arbeite ja mit und für Führungskräfte. Im Moment beschäftige ich mich mit dem Thema "Wertschätzende Führung" und "Gesunde Führung", wobei wertschätzende Führung ein Teil der Gesunden Führung ist. Und beides bedeutet "Menschlich führen".

 79% aller von INQA  (Initiative Neuer Qualität der Arbeit) befragten FKs sind der Meinung sind, dass  in Deutschland dringend einen Paradigmenwechsel in der Führung nötig sei, um auch in Zukunft in einer hoch diversen, hoch volatilen globalen Marktsituation, wettbewerbsfähig zu sein. 

O-Ton Thomas Sattelberger, ehemaliger Vorstand Telekom AG, Continental AG und Lufthansa Passage, Themenbotschafter INQA :
"Wir erleben gerade einen Paradigmenwechsel in deutschen Unternehmen. Entscheidungsfähigkeit und Macht werden zunehmend auf Teams und Projektgruppen verlagert. Der einzelne kluge Kopf wird Teil von Kooperationsnetzwerken. Geführte erwarten zunehmend andere Menschenführung, Führungskräfte sind zunehmend auf der Suche nach einem anderen Verständnis von Führung und beide wollen eine neue Führungskultur. Jetzt fehlt nur noch eine Debatte um eine andere Führung und Steuerung von Unternehmen und Verwaltungen."

Und wie sieht die aus, die neue Führungskultur? So: Gesunde Führung, Führung, die wertschätzend ist, partizipativ. Führung, die Selbstbestimmung, Flexibilität und Kreativität zulässt. Führung, die die Sinnhaftigkeit gemeinsamer Arbeitszusammenhängen betont. Transparent ist.  Führung, die vom  reinen Effizienzgedanken und der puren Konzentrierung auf Rendite hin zur sinnhaften Arbeit, die Verbundenheit mit dem Unternehmen lebt und Spaß macht.

Wow!

Seit 5 Jahre erkläre ich das hoch und runter in großen Konzernen wie im Mittelstand.

Arbeit soll in Zukunft hin zum Menschen gehen, sinnhaft sein und selbst bestimmend? Nicht auf Rendite fixiert. Hin zu einer Werteorientierung , die sich auf die Stakeholder, also auf alle bezieht, die Anteil an der Leistung des Unternehmens haben, wie  Mitarbeiter, Zulieferer, Aktionäre,  Kunden etc?

 Die79% der befragten Führungskräfte waren der Meinung ( und ich auch), dass Deutschland noch davon entfernt sei.

Denn in Deutschland wird das Effizienz-Modell und Rendite, das Sharholder-Value- Prinzip "gemanagt", das einher geht mit  Linienhierarchie, Zielemanagement und Controlling.
Und einem negativen Menschenbild.

Nun kann man ja zu Recht sagen., dass die Führungsstrategie Erfolge generiert hat. Erfolge für sich und für Deutschland. Das bejahen auch die befragten Führungskräfte. Aber sie halten dagegen: Das bliebe nicht so, die Situation in Deutschland gleiche einem  Zug, der den Anschluss verpasse. 

 Uns was hat das mit "gesunder" oder wertschätzenden Führung zu tun?
Es ist das Gleiche. Eine Führung, die sich auf den Menschen bezieht, partizipativ, wertschätzend, sinnhaft ist und die veränderte gesellschaftliche Lage - offeneres Demokratieverständnis durch Social Media, veränderte Familienentwürfe, Karriereentwicklung von Frauen, eine multikulturelle Gesellschaft, Inklusion, Fachkräftemangel, demografische Entwicklung, - in ihren Wertekanon mit einbezieht.

 Natürlich steht dahinter kein Altruismus, sondern die  Erkenntnis, dass Fehlstände, Demotivation, oft gescheiterte Projekte wegen mangelnder Kommunikation und Motivation die Unternehmen Milliarden kosten.

Mir persönlich ist es egal, woher diese Erkenntnis kommt. Dass menschliche Führung Erfolge zeitigt, weiß jeder vernünftige Mensch, der schon einmal einen schlechten und einen guten Lehrer erlebt hat. Oder fordernde  bzw. unterstützende Eltern.
Da ich mir in den letzte Jahren oft vorkam wie Kassandra, -die Seherin Kassandra aus Troja hat angesichts des griechischen Heeres mit Achilles, gesehen, dass Troja fällt. Keine Socke hat aus sie gehört. Troja wurde komplett zerstört. Noch heute in der Türkei zu besichtigen - bin ich einfach nur froh, dass sich diese wertschätzende und letztlich Erkenntnis eines einfachen psychologischen Umstandes,
nämlich, dass Wertschätzung zu Leistung motiviert, ganz freiwillig,
durchsetzt  in einer von Nachkriegskindern dominierten Wirtschaft (Kindern, die den Krieg durch ihre Eltern und auf gehorsam getrimmte Führung in sich trugen).

 Ich finde es weder weicheiig, noch erfolgsmindernd, die Menschlichkeit in den Mittelpunkt jedweden Handelns zu stellen.
Führung muss nicht menschenverachtend sein. Karriere findet nicht über den Leichen anderer statt. Leistung ist nicht automatisch egoistisch. Umsatz und Wachstum kein Krieg um Absatzmärkte.

Arbeit darf Spaß machen!

 Ihre Jumi Vogler